Die Aufgabe des Schimmelspürhundes
Oft entwickeln sich Schimmelpilze im Verborgenen – z.B. hinter Möbeln, Holzverschalungen und Rigips-Beplankungen, in Hohlräumen von Trockenbauwänden, hinter Sockelleisten, in Bauwerksfugen, in Leitungsschächten oder hinter Lüftungsöffnungen. Mit Hilfe diverser Messgeräte kann die Stelle höchster Feuchtigkeit lokalisiert werden, die jedoch nicht zwangsläufig auch die Stelle der höchsten Schimmelpilzkonzentration sein muss. Die Suche nach dieser ist oft mit erheblichem Aufwand verbunden und gestaltet sich mitunter Material zerstörend.
Um dies weitestgehend zu vermeiden, kommt die feine Nase der gut ausgebildeten Schimmelspürhunde zum Einsatz.
Sie können verdeckte Schimmelpilzquellen lokalisieren, denn Schimmelpilze bilden beim Wachstum flüchtige organische Verbindungen und geben diese an
die Raumluft ab. So entsteht der für uns modrige Geruch, den unsere Hunde in geringster Konzentration riechen und punktgenau lokalisieren können, wenn sie in einer speziellen Spürhundeausbildung
darauf konditioniert wurden. Sie zeigen die befallenen Bereiche mit der Pfote an – man nennt dies "aktives Verweisen". Eine ander Form nennt sich "passives Verweisen" - hierbei liegt der Hund ab
und verharrt mit der Nase die lokalisierte Stelle berührend.
Joy im Training -
Sie hat eine Schimmelprobe im Schrank erschnüffelt und zeigt an.
3 -4 mal die Woche wird an unterschiedlichen Orten trainiert.
Tony hat eine von versteckten Proben gefunden und verweist.
Schimmelpilze sind ein Sammelbegriff für Pilze, die typische Pilzfäden (Hyphen) und Sporen ausbilden können und dadurch makroskopisch als verfärbter, faseriger, flockiger oder staubiger Belag auf verschiedenen Untergründen sichtbar werden.
Jeder hat ihn schon auf Lebensmitteln, feuchtem Holz oder Wänden entdeckt,
„unsichtbar“ (versteckt) ist er hinter Tapeten, Verkleidungen und an uneinsehbaren Stellen.
Schimmel hinter der Tapete
Schimmel hinter einer Sockelleiste
Schimmelpilzwachstum
Voraussetzung für das Schimmelpilzwachstum sind mindestens eine keimfähige Spore oder ein vitales Hyphenstück, ausreichend Feuchtigkeit an einer Materialoberfläche und geeignete Nährstoffe.
Für Nicht-Mikrobiologen bietet sich zum Verständnis des Pilzwachstums ein Vergleich mit dem von Pflanzen an. Die Pilzsporen können mit Samenkörnern verglichen werden und das Pilz-Hyphenstück mit einem Ableger der Pflanze.
Samenkörnchen sind von einer Schutzhülle umgebene wachstumsfähige Keime, die je nach Art mehr oder weniger lange Zeiten ohne Nährstoffe und Feuchtigkeit überdauern können, vergleichbar mit Schimmelpilzsporen. Deshalb werden diese als Dauerformen bezeichnet.
Man kann bei manchen Pflanzen Stücke als Ableger abtrennen und in frischer Erde zum Wachsen und Ausbilden einer neuen vollständigen Pflanze bringen. Ähnlich verhält es sich mit einem Hyphenstück eines Schimmelpilzes. Wird ein Stück einer Hyphe abgetrennt und gelangt es nach kurzer Zeit auf einen nährstoffhaltigen feuchten Untergrund, dann kann das Hyphenstück wachsen und Myzel (gesamtes Geflecht der Hyphen) bilden. Längere Trockenzeiten kann ein Hyphenstück jedoch nicht überdauern.
Der Kreislauf des Schimmelpilzwachstums
Sobald eine mikrobielle Spore ausreichend lange unter Einfluss von Feuchtigkeit steht und auch alle anderen Umgebungsbedingungen ein Wachstum ermöglichen, wird es zur Keimung kommen. Die Sporenhülle bricht auf und aus dem Keim wächst der Zellfaden, die sog. Hyphe. Diese verzweigt sich und bildet ein Geflecht, das Myzel. Zu einem bestimmten Zeitpunkt werden sich entweder Sporenträger bilden, an denen sich Sporen entwickeln, oder es können sich auch Sporen durch Verzweigung und Einschnürung von Zellfäden bilden.
Die Produktion und Freisetzung von Sporen ist ein sehr effektiver Weg zur Erhaltung der Art, denn die Sporen erfüllen zwei zum Überleben wichtige Funktionen. Sie sind sowohl Transportmittel als auch Dauerform. Der Pilz kann mittels seiner Sporen weite Strecken zurücklegen, d.h. seinen Standort verlassen und sich an einer anderen Stelle ansiedeln. Im Gegensatz zu Hyphen können Sporen Zeiten ohne ausreichende Feuchtigkeit überleben.
Gerade in modernen, aufwändig abgedichteten Häusern entsteht oft Schimmel
Unsachgemäßes Heizen und Lüften in Verbindung mit Tätigkeiten, bei denen viel Feuchtigkeit entsteht (Duschen, Kochen, Wäschetrocknen, Betrieb großer Aquarien, Sport etc.), kann die Feuchtigkeit
im Gebäude über das erträgliche Maß hinaus erhöhen. Dies wird vor allem dann ein Problem, wenn die Gebäude aus Energiespargründen aufwändig abgedichtet wurden.
Ursachen für Schimmelbildung im Haus:
defekte Dächer (insbesondere Flachdächer)
Risse im Mauerwerk
ungenügendes Austrocknen nach Baumaßnahmen (Restbaufeuchte)
Wassereintritt infolge Rohrbrüchen, Überschwemmungskatastrophen, etc.
erhöhte Raumluftfeuchte durch unsachgemäßes Heizen und Lüften
Kondensation von Luftfeuchte (Tauwasserbildung) im Bereich von "kalten" Wänden aufgrund unzureichender Wärmedämmung in manchen Altbauten
Baufehler wie Wärmebrücken in Neu- und Altbauten führen zu Wasserdampfkondensation entlang der Bauschadensbereiche
Schimmelpilzbefall in Wohnräumen – nicht nur ein hygienisches Problem
Schimmelpilze können Beschwerden und Krankheiten wie Bronchitis, Atemnot, Muskelschmerzen, Erkrankungen der Atemwege, Konzentrationsstörungen, Reizerscheinungen der Augen, Reizungen der Haut
(Neurodermitis), Magen-Darm-Beschwerden, erhöhte Infektanfälligkeit, Allergien und chronische Erschöpfungszustände bei dafür empfänglichen Personen auslösen. Man spricht vom
„Sick-Building-Syndrom“
Am häufigsten betroffen sind Kinder, ältere und sensible Menschen, bei denen oft nachweislich bereits andere Allergien vorliegen.
Schimmelpilze beeinträchtigen die Gesundheit und mindern die Lebensqualität. Sie zerstören die Bausubstanz und müssen deswegen fachgerecht saniert werden. Wird eine Schimmelpilzquelle entdeckt, muss die Ursache geklärt und bekämpft werden.
Nach einer Sanierung mit Schimmelbekämpfungsmitteln ohne Beseitigung der Ursache für den Befall kann es nach einiger Zeit zu erneuter Schimmelbildung kommen. Hier ist die Gefahr besonders groß, da man rein optisch nicht zwischen „totem Gewebe“ und frischem Schimmelbewuchs unterscheiden kann. Ein Schimmelspürhund riecht den Unterschied und kann die Stellen aufzeigen, an denen nachbehandelt werden muss.
Auf unserer Facebook-Seite werden regelmäßig Videos von den Schimmelspürhunden im Einsatz und Training veröffentlicht.
Die Schweden, Norweger und Finnländer sind uns um eine Nasenlänge voraus
Während man sich in Schweden bereits seit Jahren auf die geschulten Nasen von Schimmelspürhunden verlässt, betritt man mit dem Einsatz dieser Tiere in Deutschland noch relatives Neuland. Aber das
Riechorgan des Hundes ist dem des Menschen weit überlegen. Messungen haben ein etwa eine Million Mal besseres Riechvermögen ergeben. Der Hund kann in
kurzen Atemzügen bis zu 300 Mal in der Minute atmen, so dass die Riechzellen ständig mit neuen Geruchspartikeln versorgt werden. Eine ebenso wichtige Rolle spielt das Gehirn. Hier werden die
eintreffenden Daten verarbeitet und ausgewertet. Da die Nase (ähnlich wie beim Sehen) rechts und links differenzieren kann, können Hunde „Stereo“ riechen. Auf diese Weise ist der Hund fähig, die
Richtung einer Spur zu beurteilen und selbst eine alte Spur zu verfolgen. Das Riechhirn ist im Vergleich zum Menschen riesig, denn es macht allein zehn Prozent des Hundehirns aus (im
Vergleich: ein Prozent beim Menschen). Der Mensch nutzt diese besondere Fähigkeit des Hundes, indem er ihn als Spürhund in vielen Bereichen einsetzt. Es ist an der Zeit, diese Erkenntnis zu
realisieren, den Hund als Teampartner ins Berufsleben zu integrieren und ihm zu vertrauen. In Deutschland wird dies noch eine ganze Weile dauern. Zwar hat es sich der BSS (Bundesverband
Schimmelpilzsanierung e.V.) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt zur Aufgabe gemacht, in unregelmäßigen Zeitabständen Schimmelspürhundeprüfungen zu organisieren, aber die Zahl der 4-5
geprüften und veröffentlichten Hunde ändert sich seit 2017 nicht, zudem sind es die Hunde derer, die im Prüfungsausschuss sitzen - das stimmt nachdenklich und misstrauisch. Der Verdacht liegt
nahe, dass seitens der Fachverbände die Zahl der Schimmelspürhunde in Deutschland möglichst klein gehalten werden soll, um die Arbeit der Sachverständigen nicht zu "gefährden", die nun einmal
gerne ihre physikalischen Messmethoden durchführen, welche oftmals Material zerstörend sind. Wird dabei keine Schimmelpilzquelle gefunden, dann wird zur Raumluftmessung geraten, welche insofern
Auskunft gibt, ob und in welcher Anzahl Schimmelpilzsporen in der Raumluft sind - keineswegs aber darüber, wo genau sich der Schimmelherd befindet. Der Regelfall ist der, dass erst dann der
Schimmelspürhund zu Hilfe geholt wird und immer häufiger der Kunde anschließend berechtigt feststellt: " Hätten wir Sie doch gleich gerufen."
https://www.welt.de/gesundheit/article147807051/So-krank-macht-uns-versteckter-Schimmel.html